Nikolai Gumiljow
Das Wort

Damals, als in ersten Schöpfungstagen
Gott sich beugte über Erdenland,
hat man Städte durch das Wort zerschlagen,
durch das Wort die Sonne festgebannt.

Und die Adler nicht die Flügel hoben,
Sterne flohn voll Angst zum Monde fort,
wenn vorüberschwamm am Himmel oben
rosenroter Flamme gleich das Wort.

Zahlen gab es für das niedre Leben
wie im Hause das versklavte Vieh;
feinste Sinn-Nuancen wiedergeben
kann die Zahl: Sie irrt, sie täuscht sich nie.

Auch der Patriarch, der mit den Händen
Gut und Böse unter sich gebennt,
wollte sich zum Laute hin nicht wenden,
malte lieber Zahlen in den Sand.

Doch vergaßen wir: Das Wort, entzündet,
macht die Wirrnis dieser Welt zum Spott,
und im Evangelium verkündet
hat Johannes uns: Das Wort ist Gott.

Grenzen haben wir dem Wort errichtet,
Grenzen der Natur, die arm und karg.
Bienen gleich, im leeren Stock, vernichtet
riechen Worte übel wie im Sarg.

Übersetzt von Irmgard Wille
(Nikolay Gumilev`s site)

Николай Гумилёв
Слово

В оный день, когда над миром новым
Бог склонял лицо Свое, тогда
Солнце останавливали словом,
Словом разрушали города.

И орел не взмахивал крылами,
Звезды жались в ужасе к луне,
Если, точно розовое пламя,
Слово проплывало в вышине.

А для низкой жизни были числа,
Как домашний, подъяремный скот,
Потому, что все оттенки смысла
Умное число передает.

Патриарх седой, себе под руку
Покоривший и добро и зло,
Не решаясь обратиться к звуку,
Тростью на песке чертил число.

Но забыли мы, что осиянно
Только слово средь земных тревог,
И в Евангельи от Иоанна
Сказано, что слово это Бог.

Мы ему поставили пределом
Скудные пределы естества,
И, как пчелы в улье опустелом,
Дурно пахнут мертвые слова.

Стихотворение Николая Гумилёва «Слово» на немецком.
(Nikolay Gumilev in german).