Nikolai Gumiljow
Erinnerung

Schlangen nur verschleudern ihre Häute,
Daß die Seele wachsen kann, gedeiht.
Doch wir sind nicht Schlangen ähnlich, leider,
Wir vertauschen Seelen, nicht den Leib.

Erinnerung, du, Hände einer Riesin,
Die das Leben führt, wie Zaum und Pferd.
Mir hast du so oft jene gepriesen,
Die der Körper bis zu mir genährt.

Häßlich war der erste, klein und dünn,
Liebte nur die Finsternis der Haine,
Das abgefallne Blatt, das zauberische Kind
Suchte durch das Wort, den Regen anzuhalten.

Nur ein Bäumchen und ein roter Hund,
Waren es, die er sich nahm zu Freunden.
Erinnerung, du findest keinen Grund,
Die Welt, daß ich das war, zu überzeugen.

Jedes Rauschen war wie Leierklang
Dem zweiten, und er liebte Wind von Süden,
Sagte, daß das Leben er zur Freundin nahm,
Ein Teppich sei die Welt zu seinen Füßen.

Er gefällt mir überhaupt nicht, dieser,
Denn er wollte Gott sein, und ein Zar,
Denn er hing das Firmenschild des Dichters
Vor mein Haus, in dem es schweigsam war.

Jener ist mir lieb, der Freiheit wählte,
Meere querte, jedem Kampf gefeit,
Ach, was ihm die Wasser laut erzählten
Und wie ihn die Wolken sahn voll Neid.

Hoch hat er die Zeltbahn aufgespannt,
Mulis trugen ihn den Weg der Steine;
In dem weißen, unbekannten Land
Sog er Frischluft ein, wie süße Weine.

Erinnerung, wirst schwächer mit den Jahren,
War's dieser schon, war es der andre noch,
Der, um keiner Freiheit zu entsagen,
Im lang ersehnten, heilgen Kriege focht?

Kannte Durst und Hunger, jede Sorge,
Erregte Träume, Wege, endlos, weit,
Doch berührte zweimal der heilige Georgij,
Das durch Kugeln nie berührte Kleid.

Und dann ich, der aufrecht-finstre Bauherr
Jenes Tempels, der durchs Dunkel scheint.
Ich berufe stolz den Ruhm des Schöpfers:
Wie's im Himmel ist, soll's auch auf Erden sein.

Und das Herz wird hell wie Feuer brennen
Bis zum Tag, wenn heller sie erstehn,
Jerusalems, des neuen, hohe Wände
Meinem Heimatland, wenn andre Banner wehn.

Denn seltsam werden Winde sich erheben
Und schrecklich gießt vom Himmel sich das Licht.
Es erblühen plötzlich Galaxien,
Der Garten der Planeten blendet meine Sicht.

Unbekannt, erscheint mir ein Begleiter,
Ders Gesicht verbirgt: doch ich versteh
Alles, seh den Löwen, in seinen Spuren, heiter,
Und den Adler, kreisend, wie er zu ihm strebt.

Und ich schreie... Doch wer hilft beim Streite, –
Daß die Seele, sterbend, noch verweilt?
Schlangen nur verschleudern ihre Häute,
Wir vertauschen Seelen, nicht den Leib.

Übersetzt von Eric Boerner
(Nikolay Gumilev`s site)

Николай Гумилёв
Память

Только змеи сбрасывают кожи,
Чтоб душа старела и росла.
Мы, увы, со змеями не схожи,
Мы меняем души, не тела.

Память, ты рукою великанши
Жизнь ведешь, как под уздцы коня,
Ты расскажешь мне о тех, что раньше
В этом теле жили до меня.

Самый первый: некрасив и тонок,
Полюбивший только сумрак рощ,
Лист опавший, колдовской ребенок,
Словом останавливавший дождь.

Дерево да рыжая собака,
Вот кого он взял себе в друзья,
Память, Память, ты не сыщешь знака,
Не уверишь мир, что то был я.

И второй… Любил он ветер с юга,
В каждом шуме слышал звоны лир,
Говорил, что жизнь — его подруга,
Коврик под его ногами — мир.

Он совсем не нравится мне, это
Он хотел стать богом и царем,
Он повесил вывеску поэта
Над дверьми в мой молчаливый дом.

Я люблю избранника свободы,
Мореплавателя и стрелка,
Ах, ему так звонко пели воды
И завидовали облака.

Высока была его палатка,
Мулы были резвы и сильны,
Как вино, впивал он воздух сладкий
Белому неведомой страны.

Память, ты слабее год от году,
Тот ли это, или кто другой
Променял веселую свободу
На священный долгожданный бой.

Знал он муки голода и жажды,
Сон тревожный, бесконечный путь,
Но святой Георгий тронул дважды
Пулею нетронутую грудь.

Я — угрюмый и упрямый зодчий
Храма, восстающего во мгле,
Я возревновал о славе Отчей,
Как на небесах, и на земле.

Сердце будет пламенем палимо
Вплоть до дня, когда взойдут, ясны,
Стены нового Иерусалима
На полях моей родной страны.

И тогда повеет ветер странный —
И прольется с неба страшный свет,
Это Млечный Путь расцвел нежданно
Садом ослепительных планет.

Предо мной предстанет, мне неведом,
Путник, скрыв лицо: но всё пойму,
Видя льва, стремящегося следом,
И орла, летящего к нему.

Крикну я… Но разве кто поможет, —
Чтоб моя душа не умерла?
Только змеи сбрасывают кожи,
Мы меняем души, не тела.

Стихотворение Николая Гумилёва «Память» на немецком.
(Nikolay Gumilev in german).