Iwan Krylow
Der Wolf und das Lamm

Der Starke gibt dem Schwachen stets die Schuld.
Es meldet davon die Geschichte
vielfältige Berichte,
doch schreiben wir Geschichte nicht.
Drum höret mit Geduld,
wie in der Fabel man darüber spricht.

Ein Lämmlein kam an einem heißen Tag
an einen Bach,
um seinen Durst zu löschen — aber ach,
es traf sich schlimm,
daß hungrig sich umhertrieb Isegrim.
Er sieht das Lamm und will's entleiben.
Doch um mit Fug und Recht die Sache zu betreiben,
schreit er: "Wie denn, du Schuft hast dich erfrecht,
mit ungewaschner Schnauze mir zu trüben
den reinen Wasserstand
durch Schlamm und Sand?
Für diese Frechheit sollst
du mit dem Kopf mir büßen!" —
"Erlauchter Wolf, wenn du Gehör mir zollst,
so wag' ich anzuführen,
daß ich ja abwärts hier, zu deinen Füßen,
wohl hundert Schritt weit trinke,
ich konnte also nicht den Schlamm aufrühren." —
"So war ein Lügner ich nach diesem Winke?
Ist solche Unverschämtheit wohl erhört?
Dafür allein wirst du mit Recht verzehrt.
Noch fällt mir ein indessen,
daß, als vorletzten Sommer her du kamst,
du gegen mich dich grob benahmst,
ich hab' es nicht vergessen." —
"Ach Gott, ich bin ja noch kein Jahr am Leben",
seufzt hier das Lamm. "So war's dein Bruder, Wicht!"
— "Ich habe keine Brüder nicht",
versetzt das Lamm mit Beben. —
"So war's ein Ohm, ein Vetter,
kurz irgend jemand deines Blutes.
Ihr, eure Hirten, eure Hunde, Wetter,
ihr alle wünscht mir nichts Gutes.
Ihr schadet mir, wo ihr nur könnt,
jetzt will für alle Unbill ich mich rächen
an dir, da mir's vergönnt." —
"Was ist denn aber mein Verbrechen?" —
"Schweig, ich will nichts mehr hören.
Meinst du, ich hätte weiter nichts zu tun,
als herzuzählen deine Sünden?
Wir lassen das auf sich beruhn,
da schon genügt, daß ich dich will verzehren."
Drauf packt der Wolf das Lamm, im Walde zu verschwinden.

Übersetzt von Ferdinand Löwe

Иван Крылов
Волк и Ягненок

У сильного всегда бессильный виноват:
Тому в Истории мы тьму примеров слышим,
    Но мы Истории не пишем;
А вот о том как в Баснях говорят.

Ягненок в жаркий день зашел к ручью напиться;
    И надобно ж беде случиться,
Что около тех мест голодный рыскал Волк.
Ягненка видит он, на добычу стремится;
Но, делу дать хотя законный вид и толк,
Кричит: «Как смеешь ты, наглец, нечистым рылом
    Здесь чистое мутить питье
        Мое
С песком и с илом?
    За дерзость такову
    Я голову с тебя сорву». —
«Когда светлейший Волк позволит,
Осмелюсь я донесть, что ниже по ручью
От Светлости его шагов я на сто пью;
    И гневаться напрасно он изволит:
Питья мутить ему никак я не могу». —
    «Поэтому я лгу!
Негодный! слыхана ль такая дерзость в свете!
Да помнится, что ты еще в запрошлом лете
    Мне здесь же как-то нагрубил:
    Я этого, приятель, не забыл!» —
    «Помилуй, мне еще и отроду нет году", —
Ягненок говорит. «Так это был твой брат». —
«Нет братьев у меня». — «Taк это кум иль сват
И, словом, кто-нибудь из вашего же роду.
Вы сами, ваши псы и ваши пастухи,
        Вы все мне зла хотите
И, если можете, то мне всегда вредите,
Но я с тобой за их разведаюсь грехи". —
«Ах, я чем виноват?» — «Молчи! устал я слушать,
Досуг мне разбирать вины твои, щенок!
Ты виноват уж тем, что хочется мне кушать». —
Сказал и в темный лес Ягненка поволок.

Стихотворение Ивана Крылова «Волк и Ягненок» на немецком.
(Ivan Krylov in german).