Bella Achmadulina
In meiner Strasse schon sovieltes Jahr...

In meiner Strasse schon sovieltes Jahr
Erschallen Schritte — meine Freunde scheiden,
Ihr langsamer Abschied beliebt fuerwahr
Der Finsternis, die blickt durch Fensterscheiben.

Und alles liegt, wie man es liegen liess,
Und kein Klavier und kein Gesang erklingen,
Bloss blaue Ballerinas aus Paris,
da an der Wand, Tutus in Ordnung bringen.

So sei es denn. Dass keine Angst es schafft,
Euch, schutzlos in der Nacht, den Schlaf zu rauben.
Denn des Verrates dunkle Leidenschaft,
Verschleiert, meine Freunde, Eure Augen.

Du, Einsamkeit, so unerbittlich bist,
So eisern setzt Du Deinen Eisenzirkel,
So kalt den Kreis um mich endgueltig schliesst,
Und die Anrufungen laesst auf Dich nicht wirken.

So rufe mich, erweis mir Deine Gunst,
Dein Liebling werde ich, die Auserwaehlte,
Ich suche Trost, und wir umarmen uns,
Ich tauche ein in Deine blaue Kaelte.

Auf Zehenspitzen da in Deinem Hain
Den Baumkronen strecke mich entgegen,
Ich tauch` mein Gesicht ins Gruene ein
Und das Verlassensein empfind` als Segen.

Gib mir die Stille, wo die Buecher ruh`n,
Und die Musik mir mache zur Gefaehrtin,
Ich lerne Gleichmut, ich vergesse nun
All die, die sich von mir auf ewiglich entfernten.

Einsicht und Trauer werden mir zuteil,
Mir wird enthuellt das Innerste im Leben,
Zu mir geneigt, wird die Natur derweil
Mir kindliche Geheimnisse preisgeben.

Und aus den Traenen, aus dem Zwielicht,
Aus meinem Unverstand, aus dem blinden,
Die Freunde, Angesicht um Angesicht,
erscheinen dann, um wieder zu verschwinden.

Übersetzt von Natalia Putilina